Status Update

Annalena
18. Dezember 2025

Hier könnte eine Überschrift stehen

(wenn man genügend Kapazität hätte, um sich eine auszudenken)

Eigentlich wollte ich mich schon vor langer Zeit wieder melden, und neue Blogartikel veröffentlichen. Eigentlich wollte ich das wirklich und eigentlich habe ich das auch schon gefühlte Trillionen Mal in Angriff genommen, aber dann doch nicht geschafft. Vielleicht stand mir der Perfektionismus im Weg, aber vielleicht auch einfach nur eine volle Windel oder ein hungriges Baby. Und ich saß tatsächlich auch schon dran und habe im Sommer mal ein Update geschrieben und es dann immer weiter geschrieben, aber es hat es bisher nicht auf diese Website geschafft. Mal sehen, ob das heute klappt. Wir machen das jetzt ganz simpel: Ich stelle euch das Update vom Juni rein, damit ihr lesen könnt, wie es mir ergangen ist. Einfach nur, weil ich keine Zeit habe, alles nochmal neu zusammenzufassen:


Juni 2025


“Putzen oder kochen?”, frage ich meinen Mann, als wir gerade dabei sind, den restlichen Tag zu organisieren. “Was soll ich jetzt zuerst machen bzw. wie teilen wir uns auf?” 

“Was würdest du denn jetzt gerne machen?”, fragt er zurück.

“Lieber putzen, dann ist das schon mal erledigt”, sage ich.

“Nein, ich meine, was würdest du jetzt gerne tun wollen, wenn wir nicht putzen und kochen müssten? Wenn du dir etwas aussuchen könntest, das du jetzt gerne machen willst …”
“Achso …”, sage ich und fühle mich kurz überfragt. “Pff, keine Ahnung. Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht. Diese Frage hab ich mir schon lange nicht mehr gestellt. Was ich gerne machen würde, wenn ich könnte …”, antworte ich und bin selbst überrascht davon, und auch ein bisschen traurig über diese Erkenntnis. 

Er nimmt das Baby mit und ich habe eine Stunde frei, so hatten wir uns dann geeinigt. So here I am. Doing what I like oder was mir zuerst in den Sinn kam: endlich mal wieder bisschen was schreiben!


Es ist nicht so, dass mir in den letzten Monaten nichts mehr zu schreiben eingefallen wäre, im Gegenteil, Stoff gibt es mehr als genug und immer wieder spuken in meinem von Schlafmangel und Stilldemenz geplagten Gehirn tatsächlich Themen umher, über die ich so gerne mal etwas schreiben würde: zum Beispiel über Begrenzungen im Leben und wie ich damit umgehe; darüber, Bedürfnisse klar zu kommunizieren oder ein Rückblick über meine 20er. 

Aber ich komme einfach nicht dazu, seit unser Baby geboren ist. Mein Leben hat sich ziemlich verändert, wie das ja auch nicht anders sein kann, wenn man Mama wird, und ich übe mich darin, zu akzeptieren, dass jetzt einfach nicht die Zeit ist, in der das anders sein sollte. Wie könnte es auch anders sein? Es ist schon heftig, wie sehr mein Mann und ich in den Monaten seit der Geburt unseres Sohnes im “Funktionieren”-Modus waren und oft noch sind, um irgendwie zu überleben. Das hört sich sicherlich dramatisch an, aber so war es oft auch. Unser Baby ist mit jeder Menge Energie in unser Leben gekommen und ist kein … sagen wir mal “Anfängerbaby”, wie es so schön heißt. Er war ein ziemliches Schreibaby und das ist an sich auch nicht schlimm – nur sehr anstrengend. Man kann sich das gar nicht vorstellen, bis man so etwas mal hautnah miterlebt … so ein Alltag mit Baby. 


Inzwischen sind die Tage weniger geworden, in denen ich mich wie im Survival-Camp fühle. Ich habe mich daran gewöhnt, pausenlos fremdbestimmt zu sein, Tags und Nachts, und immer mit einem energisch schreienden, entsetzt brüllenden, oder bitterlich weinenden Baby zu rechnen, für das ich irgendwie hauptverantwortlich bin, aber auch von all den wunderschönen und lustigen Glücksmomenten überrascht zu werden – vom fröhlich glucksenden Baby, den leuchtenden Augen und dem strahlenden Lächeln. Vieles ist nach diesem halben Jahr besser geworden, das Schreien ist langsam weniger geworden und unser Baby geduldiger und auch etwas ausgeglichener :) Geblieben ist der ewige Schlafmangel und die dauernde Müdigkeit, die emotional herausfordernden Momente mit einem sehr willensstarken Baby, und natürlich das Chaos überall.


Chaos

Dazu kommt, dass wir im Frühjahr umgezogen sind. Was soll ich dazu sagen, es war das absolute Chaos, mit einem Neugeborenen umzuziehen. Und durch die neue Wohnsituation und die neue Lebenssituation mit Baby fand ich mich nun in einem Chaos wieder, das sowohl mein Inneres als auch mein Äußeres betraf. Es gab keinen Ort mehr, an den ich mich zurückziehen und zur Ruhe kommen konnte, weder in mir drin noch in unserer neuen Wohnung, die noch nicht wirklich unser Zuhause für mich geworden war. Alles war neu und fremd. Das war wirklich sehr stressig und hat mich so erschöpft. Als ich mich im Sommer mit einer entfernten Verwandten, mit der ich mich sehr gut verstehe, und die wir nur einmal im Jahr sehen, weil sie so weit weg lebt, unterhielt, meinte sie, ich sehe so ausgelaugt aus. Dann erzählte ich vom letzten Jahr und als sie erfuhr, dass wir zusätzlich zum Baby auch noch umgezogen waren, erschrak sie schier und meinte: “Ach ihr seid auch noch umgezogen? Du hast ein Baby bekommen und ihr seid mit einem dreimonatigen Schreibaby umgezogen??? Dann wundert mich nichts mehr.” Und da sie berufsbedingt alle paar Jahre umziehen muss (und selbst auch Mutter ist), weiß sie wohl, wovon sie spricht. Sie sprach mir bzw. uns ihre Anerkennung aus und meinte, das sei nicht für jeden etwas gewesen, und so….. jedenfalls tat es mir echt gut zu hören, dass da jemand war, der mich in meiner Lage verstand und der nicht nur die offensichtlichen äußeren Umstände meines Lebens sah, sondern auch sah, was das für mich als Person, für mich als Mama, bedeutete, und jemand, der das auch mal aussprach. Sie meinte dann noch, sie habe eine Studie gelesen, laut der das stressigste Ereignis im Leben eines Menschen der Verlust eines geliebten Mitmenschen sei, und dass direkt danach auf Platz zwei der Umzug in ein neues Zuhause stünde. Boah, tat mir das gut zu hören! Wie mich das entlastete, anerkennen zu dürfen, dass es ganz schön hart und einfach echt viel war in den letzten Monaten. Und es war ja vor der Geburt unseres Sohnes schon so viel geballt auf einmal, aber ich gewöhne mich langsam daran, dass das Leben tendenziell nun mal eher viel als wenig und wahrscheinlich auch eher anstrengend als erholsam ist. Ich akzeptiere das so und dann geht es mir auch gut damit. So ist das einfach. Ein ganz normales, wildes Leben. 

Einmal in der Woche habe ich jetzt für zwei Stunden freie Zeit. Mein Mann kümmert sich dann um unser Kind und ich kann machen, was ich will und hingehen, wohin ich will, solange ich nach ungefähr zwei Stunden wieder zurück bin. Das ist goldwert und ich bin sehr dankbar dafür. Diese Auszeiten habe ich auch schon gut genutzt für Besuche bei meinen Eltern und Großeltern, Spaziergänge, Verabredungen im Café, oder zum Schreiben. Und wie ich diese kleinen Auszeiten genieße! Es gibt kaum ein prickelnderes Gefühl für eine Mama, als allein im Auto zu sitzen und irgendwo hinzufahren, unterwegs mit dem kleinen Flitzer statt dem großen Family-Van und mit Handtasche statt Wickelrucksack und dabei so laut Musik hören zu können, wie man will! Das ist immer so ein bisschen Klassenfahrt-Feeling! (Wobei ich unseren Van/Bus total liebe und den kleinen Baby-Passagier natürlich noch mehr!!!) 


Und ich frage mich schon manchmal, wie ich da weitermachen kann, wo ich aufgehört habe. Aber vielleicht machen wir als Mütter gar nicht dort weiter, wo wir vor unseren Kindern waren, sondern vielleicht fangen wir komplett neu an. Als neue Person, an einem neuen inneren Ort, an den wir gespült wurden, und an dem wir uns erst neu finden und kennenlernen müssen. 

Das merke ich, wenn eine Erinnerung aus der Zeit vor dem Baby aufkommt. Dann denke ich “Ach stimmt, früher hab ich das ja oft so gemacht” oder “Stimmt, daran habe ich früher ja mal gearbeitet” oder “Damit kannte ich mich gut aus”. Ein bisschen so, als ob ich vergessen habe, wer ich mal war. Und irgendwie fühlt es sich wirklich manchmal so an. Mein Gehirn kennt nur noch “Baby”. Und das muss bestimmt auch so sein. Nur manchmal kommt so ein Hauch Erinnerung von der Annalena Vor-Baby in mir auf, wie ein leichter, angenehmer Wind in mir, der mich erfrischt.



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